Nach einigen Tagen im stickigen Krankenzimmer kann man schon fast den Duft der frischen Luft vergessen. Umso schöner, wenn sich dann die Lungen mit einem tiefen Atemzug davon füllen!

Ich bekomme seit heute die zweite Phase der Chemotherapie, fühle mich aber bisher noch so gut, dass ich am Nachmittag einen längeren Spaziergang im Park unternommen habe.

Natürlich muss ich mit meinem stark geschädigten Immunsystem aufpassen mir keine Infektion einzufangen, aber ich glaube was Keimarmut angeht, hat der Park gegenüber dem Krankenzimmer die Nase ganz weit vorn.

Auch heute habe ich wieder viele Nachrichten über die verschiedenen Kanäle bekommen; es hilft mir wirklich sehr zu wissen, wie viele Liebe Menschen an mich denken. Danke!

 

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Das Wochenende im Krankenhaus geht zu Ende. Ich beobachte wie die Zeit vergeht und versuche möglichst wenig über meine Situation, die Gründe für die Krankheit und meine Chancen auf Heilung nachzudenken. All diese Gedanken würden mir jetzt ohnehin nichts bringen.
Ich muss akzeptieren, dass ich nie erfahren werde wodurch die Krankheit ausgelöst wurde. Also wozu darüber nachdenken?
Ich muss akzeptieren, dass ich keine Chancen berechnen kann; und selbst wenn ich dies könnte ich mich doch an die kleinste Chance des Überlebens klammern würde.
Ich muss akzeptieren, dass ich mich in Geduld üben, der Therapie die nötige Zeit geben und meinen Ärzten vertrauen muss.

Ich muss sehr viel akzeptieren – und genau das war bisher nicht unbedingt meine Stärke.
Die Krankheit ist eine Prüfung an der ich wachsen muss. Es gibt keinen Ausweg, keine Abkürzung – ich muss und werde es durchstehen.

Foto am 17.04.16 um 19.10

Ein Krankenbesuch bei einem schwer kranken Menschen wie ich dies zur Zeit bin, ist nicht leicht. Sowohl für den Besuchten als auch für die Besuchenden.

Beim Krankenbesuch werden die Besucher mit der unangenehmen Realität einer Welt konfrontiert, die normalerweise im Alltag wenig Sichtbarkeit erfährt, allen Arzt und Krankenhausserien zum Trotz. Der Alltag im Krankenhaus ist trostlos, dies wird dem Besucher sofort offenbar. Die ganze Atmosphäre ist bedrückend, die Gerüche ungewohnt bis unangenehm. Ein Ort, den man reflexartig wieder verlassen möchte.

Aber auch für mich als Patientin, die sich primär über jeden Besuch freut, hat der Krankenbesuch doch auch eine zweite Seite. Niemals zuvor in meinem Leben musste ich mich vor Familie und Freunden so verletzlich zeigen. Ich bin jetzt die Schwache, Hilfsbedürftige. Eine Rolle, die ich so bisher nicht kannte und in der ich hoffte mich nie wiederzufinden.

Jetzt bin ich aber hier und stelle mich auf eine zumindest mehrwöchige Behandlung ein.

Und ich sage uneingeschränkt: Wer mich besuchen will ist mir herzlichst willkommen. Jeder Kontakt gibt mir Kraft und hilft mir dies durchzustehen.

 

 

 

Ausgraben

diesen Begriff habe ich immer gerne benutzt wenn es beim Segelfliegen darum ging, mich vor einer drohenden Aussenlandung wieder nach oben zu kämpfen.

Gestern rief mich ein alter Freund an und wir erinnerten so manche Situation aus unseren Flügen. Diese eine möchte ich hier nun schildern, da sie sehr bildlich beschreibt was ich nun mit meiner Gesundheit und meinem Leben tun muss.

Die Situation

Ich befand mich mit einem Streckenflugschüler auf einem Überlandflug im Segelflugzeug. Wir kamen vom Gerlospass und flogen in Richtung Zillertal um dann von dort über Kufstein wieder zurück zum Startplatz zu fliegen. Im Westen hatten sich schon größere Gewitter aufgebaut und die Berghänge auf unserem Weg weitgehend abgeschattet. Für einen direkten Rückweg waren wir aber bereits zu tief. Es blieb uns nichts anderes übrig als im Zillertal an einem, vom Wind angeblasenen Hang unsere Höhe zu halten, immer in der Hoffnung die abschattenden Wolken würden sich auflösen. Mit frischer Sonneneinstrahlung könnten wir dann Thermik finden, höher Steigen und unser Ziel doch noch erreichen.

Mein Schüler versuchte in dieser Lage verschiedene Flugplätze am Handy anzurufen, ob wir denn bei einer Landung dort einen Schlepp nach hause bekommen könnten. Ich sagte ihm immer wieder, wir würden keinen dieser Plätze erreichen, es bliebe nur durchhalten oder direkt hier im Zillertal auf einer Wiese zu landen.

Also kämpfte ich weiter, eine Stunde, plus 50 Meter, noch eine halbe Stunde, minus 80 Meter, nach ca. 2 Stunden wieder sanfte Sonnenstrahlen, plus 150 Meter, eine weitere halbe Stunde und wir hatten den Anschluss an die Thermik wiedergefunden, waren auf 3800 Meter gestiegen und flogen auf direktem Weg nach hause.

Parallelen

Vieles an dieser Geschichte erinnert an meine jetzige Situation. Natürlich bin jetzt sehr abhängig vom Können meiner Ärzte, damals musste ich mich ebenso auf einen äusseren Einfluss verlassen: wird die Sonne die Thermik nochmals neu beleben? Ich hatte Glück.

Und genauso hoffe ich auch jetzt auf mein Glück. Aber genauso wie damals tue ich auch alles was ich aus eigener Kraft tun kann um diesem Glück die bestmögliche Chance zu geben.

Das Gute kann nur in mein Leben treten wenn ich ihm die Gelegenheit dazu gebe!

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Die erste Phase meiner initialen Chemotherapie ist abgeschlossen. Bisher vertrage ich es gut und habe keine spürbaren Nebenwirkungen. Da mein Immunsystem natürlich jetzt schon ziemlich am Boden liChemotherapieegt, muss ich mich so gut als möglich vor Infektionen schützen.

Die Prozeduren dafür sind natürlich etwas lästig:

  • Beim Verlassen meines Zimmers muss ich Handschuhe, Schutzmaske und einen antiseptischen Umhang tragen.
  • Besucher die zu mir auf´s Zimmer kommen müssen sich ebenso einkleiden, dafür darf ich dann ohne Schutz bleiben.
  • Mit entsprechendem Schutz kann ich sogar Spaziergänge im Garten machen.

Laut Oberärztin sehen meine aktuellen Laborwerte(Blut) „bilderbuchmässig“ aus. Ich nehme´s als gutes Zeichen, aber entscheidend sind die Werte des Knochenmarks.

Auch schön: aus meinem Zimmer sehe ich die Berge, Blick genau auf die Benediktenwand unterhalb der ich wohne. Ich sehe also ständig mein nächstes Ziel: zurück nach Hause, zu meiner Familie.

Alles Liebe,

Stefanie

 

 

 

 

 

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Herzlich willkommen auf meinem Blog, der ursprünglich mal ganz anders geplant war.

Dann, am 7. April die Diagnose die mein Leben komplett über den Haufen warf: Akute Myeloische Leukämie.

Für alle denen das nichts sagt, es ist die Krankheit an der kürzlich Guido Westerwelle verstorben ist.

Das Gute: Sie ist behandelbar, aber der Weg zu einer Heilung ist lang und sehr hart.

Ich habe beschlossen, diesen Weg zu gehen. Ich will und ich werde überleben.

Mit dem Anruf meiner Ärztin ist innerhalb von Sekunden die Welt für mich zusammen gebrochen. Ich bin jetzt 44 Jahre alt, und man rechnet ja gemeinhin damit, so um die 75 Lebensjahre zur Verfügung zu haben. Klar, niemand weiss es, aber bis etwas passiert rechnet man doch fest damit.

Diagnose Leukämie bedeutet nun, daß nichts mehr „selbstverständlich“ ist. Ich kann in Kürze tot sein, alle Wünsche und Träume zu ende.

Im Moment der Diagnose wurden aber auch meine Werte im Leben schlagartig zurechtgerückt. Klar, es gibt immer noch Träume, aber die Priorität ist nun sonnenklar: Leben, für meine wunderbare Familie da sein, noch eine gemeinsame Zeit mit meiner Partnerin haben, die ich über alles Liebe.

Bitte sendet mir Eure positiven Gedanken und Energie, ich werde sie brauchen.

Stefanie