Ausgraben


Ausgraben

diesen Begriff habe ich immer gerne benutzt wenn es beim Segelfliegen darum ging, mich vor einer drohenden Aussenlandung wieder nach oben zu kämpfen.

Gestern rief mich ein alter Freund an und wir erinnerten so manche Situation aus unseren Flügen. Diese eine möchte ich hier nun schildern, da sie sehr bildlich beschreibt was ich nun mit meiner Gesundheit und meinem Leben tun muss.

Die Situation

Ich befand mich mit einem Streckenflugschüler auf einem Überlandflug im Segelflugzeug. Wir kamen vom Gerlospass und flogen in Richtung Zillertal um dann von dort über Kufstein wieder zurück zum Startplatz zu fliegen. Im Westen hatten sich schon größere Gewitter aufgebaut und die Berghänge auf unserem Weg weitgehend abgeschattet. Für einen direkten Rückweg waren wir aber bereits zu tief. Es blieb uns nichts anderes übrig als im Zillertal an einem, vom Wind angeblasenen Hang unsere Höhe zu halten, immer in der Hoffnung die abschattenden Wolken würden sich auflösen. Mit frischer Sonneneinstrahlung könnten wir dann Thermik finden, höher Steigen und unser Ziel doch noch erreichen.

Mein Schüler versuchte in dieser Lage verschiedene Flugplätze am Handy anzurufen, ob wir denn bei einer Landung dort einen Schlepp nach hause bekommen könnten. Ich sagte ihm immer wieder, wir würden keinen dieser Plätze erreichen, es bliebe nur durchhalten oder direkt hier im Zillertal auf einer Wiese zu landen.

Also kämpfte ich weiter, eine Stunde, plus 50 Meter, noch eine halbe Stunde, minus 80 Meter, nach ca. 2 Stunden wieder sanfte Sonnenstrahlen, plus 150 Meter, eine weitere halbe Stunde und wir hatten den Anschluss an die Thermik wiedergefunden, waren auf 3800 Meter gestiegen und flogen auf direktem Weg nach hause.

Parallelen

Vieles an dieser Geschichte erinnert an meine jetzige Situation. Natürlich bin jetzt sehr abhängig vom Können meiner Ärzte, damals musste ich mich ebenso auf einen äusseren Einfluss verlassen: wird die Sonne die Thermik nochmals neu beleben? Ich hatte Glück.

Und genauso hoffe ich auch jetzt auf mein Glück. Aber genauso wie damals tue ich auch alles was ich aus eigener Kraft tun kann um diesem Glück die bestmögliche Chance zu geben.

Das Gute kann nur in mein Leben treten wenn ich ihm die Gelegenheit dazu gebe!


4 Antworten zu “Ausgraben”

  1. Liebe Steffi
    Du bist eine starke Frau.
    Wie bei Deiner Erzählung. Wirst Du die Thermik in Deiner Krankheit finden und alles kommt zum guten ?

  2. Du hast die Kraft, dich da rauszukämpfen. Wer bei dir das Fliegen gelernt hat, konnte Durchhaltevermögen lernen.
    Und um bei den Fliegervergleichen zu bleiben: nach der Front kommt die Rückseite. Ich wünsche dir von Herzen hervorragende Steigwerte, wenn die Front mal durch ist.
    Alles Gute!

  3. Hey Du, habe gerade deinen Block gesehen.
    Ich sende Dir viel Kraft und Stärke für die Situationen die besonders schwer sind.
    lg Andrea

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